Mottinger's Meinung

Wo Meinung auf Popkultur trifft!

Sinners zeigt endlich mal wieder wie man originelles Kino macht!

Wusstet ihr, dass 99% aller Hollywood-Filme, die sich „originell“ nennen, in Wahrheit eigentlich eh nur Remakes oder Reboots von irgendwas sind, das wir eh schon zigmal gesehen haben? Yapp, willkommen im Zeitalter der Copy-Paste (Content) Kinoindustrie. Aber, und jetzt kommt die dicke Überraschung, manchmal passiert doch ein kleines Wunder. Und genau so ein Wunder heißt „Sinners“ von Ryan Coogler. Bzw im deurtschsprachigen Raum „Blood and Sinners“ (hier der Trailer auf YT), warum auch immer. Dass man den Originaltitel noch ergänzen muss, seh ich auch zum ersten Mal. Aber gut, nicht so wichtig.

Euer Mottinger ist auch normalerweise null Fan von so Vampir-Horror-Fantasy Zeugs. Wirklich nicht. Wenn ich Blut sehen will, dann bitte im Steak, nicht im Kino. Aber dieser Film hat mich sowas von erwischt. Hat mich abgeholt, gefesselt, in ein Auto gesteckt und bei Vollmond durch Mississippi chauffiert. Und das alles ohne, dass ich auch nur geahnt hab, wie sehr ich mich am Ende in diese abgedrehte Mischung verlieben würde.

Sinners spielt in den 30ern, tief im Süden der USA, zur Zeit der Jim-Crow-Gesetze. Zwei Zwillingsbrüder, Stack und Smoke, beide gespielt von Michael B. Jordan, kehren in ihre Heimatstadt zurück. Der eine trägt eine rote Kappe, der andere eine blaue Baskenmütze. Praktisch, sonst hätt ich die am Anfang dauernd verwechselt. Sie haben große Pläne: ein Club, Musik, eigenes Business, Raus aus dem Gangster-Leben. Klingt erstmal wie ein Period Piece mit ein bissl Jazz-Vibes. Aber dann, ja dann kommt der Biss. Im wirklch wahrsten Sinne.

Denn dann merkt man, dass das hier nicht nur ein historisches Drama ist, sondern ein verdammter Vampirfilm. Und zwar kein trashiger Kram wie Twilight oder so. Nein, das hier ist blutig, düster, atmosphärisch. Und trotzdem so stilvoll, dass es fast schon Kunst ist. Coogler schafft es tatsächlich, Horror mit Sozialkritik, Bluesmusik und Charakterdrama zu mixen, ohne dass es sich wie ein verrückter Genre-Salat anfühlt. Im Gegenteil, es ist stimmig. Es lebt. Es beißt. (Sorry für die Wortspiele, böser Mottinger, haha)

Die Welt, die er da aufbaut, ist dicht und pulsierend. Jeder Charakter hat Tiefe, ist clever geschrieben, humorvoll aber nicht so billig lustig wie bei Marvel, sondern mit Hirn. Und dann dieser Soundtrack! Ludwig Göransson liefert wie immer tierisch ab und die Originalsongs im Film sind so gut, dass ich mir die Playlist sofort auf Spoti runtergeladen hab. Ich hab sogar kurz überlegt, mir eine Gitarre zu kaufen, aber dann ist mir eingefallen, dass ich nicht mal Wonderwall spielen kann.

Und Leute, BITTE, BITTE, bleibt bis ganz zum Schluss sitzen. Ich mein’s ernst. Nicht gleich aufspringen, wenn der Abspann beginnt. Es gibt noch ein kleines Schmankerl. Kein Marvel-Quatsch mit „kommt bald Teil 17“, sondern ein echtes, emotionales Epilog-Bonbon, das nochmal alles schön abrundet.

Hollywood, wenn du zuhörst bzw mitliest: bitte mehr davon! Mehr Filme wie Sinners, die was riskieren, was erzählen, was neues ausprobieren. Ich will nicht den 28. Superheldenfilm, ich will Vampir-Zwillinge mit Blues-Gitarre und historischer Wucht. Danke, Ryan Coogler, für diesen herrlich verrückten Trip.

Und ja, der Film lässt sich auch ansehen, wenn man mit dem Fanatsyzeugs keine Berühungspunkte hat. Es hilft aber, wenn jemand einem erklärt, warum sich Vampire in gewissen Momenten mal so oder so verhalten. Danke Steffi für die Erklärungen mitten drinnen. Bevor ich noch mehr schreib, schaut ihn euch an. Der Film hat nicht ohne Grund 8,0 von 10 bei imdb stehen. Tippi, Toppi, toller Film. Mottinger approved!