Die Mode der 80er war gleichzeitig einfach genial und grotesk. Punkt. Willkommen zurück zu einer neuen Ausgabe von Mottinger’s Meinung. Wer hier was anderes behauptet, hat entweder nie American Gigolo (aka Ein Mann für gewisse Stunden) gesehen oder verdrängt bewusst die Armani-Blazer, die Richard Gere aussahen ließen, als würde er leicht wie eine Feder durchs Leben schweben. Diese Anzüge waren nicht einfach nur Stoff und Schnitt, sie waren die Blaupause für eine ganze Generation von Yuppies, die ihre Identität in Schulterpolstern und seidig gleitenden Stoffen suchten. Was für eine Ära!
Aber seien wir ehrlich. Das Spannendste passierte nicht im Kaufhaus, sondern auf der Leinwand. The Hunger etwa brachte Yves Saint Laurent mitten in die düsteren Gothic-Clubs von Manhattan. Catherine Deneuve mit knallrotem Lippenstift und spitzen Sonnenbrillen. Leute! Das war keine Mode, das war pure Erotik. Und Bowie daneben, so cool, dass selbst Vampire vor Neid erblasst wären. Diese Bilder haben Designer wie Alexander McQueen Jahre später immer noch inspiriert.
Und dann Liquid Sky. Neonfarben, Rasierklingen-Makeup, androgyne Körper, die wie Aliens aus einer anderen Galaxie aussahen. Wer da nicht verstanden hat, dass Schönheit subjektiv und subversiv ist, hat definitiv auf der falschen Party getanzt. Dass Bloomingdale’s Jahre später versucht hat, diesen Underground-Stil massentauglich zu machen, zeigt nur, wie gierig die Modeindustrie Trends verschlingt.
Zum Schluss die pure Übertreibung: The Cook, the Thief, His Wife & Her Lover. Jean-Paul Gaultier ließ Helen Mirren in Korsetts auftreten, die mehr Gefängnis als Glamour waren. Alles in diesem Film schrie nach Exzess, Fetisch und Dekadenz. Thatcher-Ära-Kritik verpackt in Haute Couture. Auch hier wieder, meine werten Mottinger Fans. Rebellischer geht’s kaum.
Heute wird jede schiefe Frisur sofort gecancelt, damals war’s wurscht. Der Shitstorm rund um Sydney Sweeney und American Eagle ist nicht vergessen. Die 80er waren einfach massiv überzogen, exzessiv, manchmal geschmacklos, aber verdammt noch mal frei. Keine Cancel Culture, kein moralisches Tribunal auf Twitter. Nur Mode, die sich selbst nicht erklären musste. Und vielleicht sollten wir uns genau das ein bissl zurückholen. Mottinger, Ende!