Oft sind die besten Schauspieler diejenigen, die es gar nicht wissen, dass sie eigentlch nicht die Hauptrolle spielen sollen. Rick Yune ist meiner Meinung genau so einer. Ich mein, was er als Johnny Tran in „The Fast and the Furious“ abzieht, ist fast schon unhöflichst gut. Der Typ taucht auf, zieht sein Lederleiberl an, schaut einmal giftig in die Kamera und plötzlich ist Vin Diesel nur noch ein Nebendarsteller in einem koreanischen Shakespeare-Drama auf zwei Rädern. Natürlich bissi überspitzt formuliert.
Sein Auftritt? Einfach Legendär. Nicht, weil er so viel zu sagen hat, sondern weil er das wenige, das er sagt, mit einer Intensität rausknallt, als würd ihm das Drehbuch persönlich was schulden. „Go fetch my car“. Dieser Satz ist kein Dialog, das ist ein emotionaler Roundhouse-Kick. Chuck Norris hätte das nicht besser delivern können. Man hat fast das Gefühl, als hätt ihm wer gleichzeitig den Hund gestohlen, den Cousin verraten und die Ducati zerkratzt. Oder geht’s nur mir so? Vielleicht war auch er das Opfer in diesem Film? Es gibt einige Thesen dazu.
Und das Geniale an dem ganzen. Er spielt in einem Film mit, wo’s eigentlich um bromantische Spannung zwischen Dom und Brian geht und um Autos, die schneller beschleunigen als manche Leute denken können. Und mittendrin steht Johnny Tran wie der letzte echte Bösewicht mit Puls, der sich nicht für Familie oder NOS interessiert, sondern für Rache und Ehre. Er ist kein smoother Gangster mit Masterplan. Nein, er ist die Wutpersonifikation auf zwei Beinen. Der eine Charakter, der alles so ernst nimmt, dass es fast schon weh tut.
Was mich komplett fertig macht. Nach dem ersten Teil hört man nie wieder was von ihm. Kein Flashback, keine Hommage, keine Zeile Dialog. Nix. Es ist, als hätten die Drehbuchautoren gesagt: „Den toppen wir eh nie mehr, lassen wir’s einfach.“ Eine verschenkte Chance? Vielleich. Aber irgendwo ist das auch okay so. Man will ja nicht, dass er wiederkommt und plötzlich ein Herz für Dom entdeckt oder mit The Rock Pancakes isst. Nein, Johnny Tran bleibt in Erinnerung, weil er nie zurückkam.
Und dann spielt Rick Yune später noch in „Die Another Day“ mit freaking DIAMANTEN im Gesicht. Als wär Johnny Tran nicht schon genug gewesen. Und das Geilste? Selbst da wirkt er, als wär er auf einer Mission, die Welt persönlich zu verurteilen.
Ich hab das übrigens alles aufgeschrieben, weil ich über ein Video von Jemmy gestolpert bin. Sein Clip hat mir wieder gezeigt, wie ikonisch dieser Kerl war und warum Rick Yune eigentlich viel mehr Hype verdient. Also gönnt euch das. Ihr werdet Johnny Tran danach nie wieder nur als Nebenrolle sehen.
Manchmal vergisst man, wie viel ein Schauspieler aus einer kleinen Rolle rausholen kann, bis jemand wie Rick Yune auftaucht und uns alle daran erinnert. Oder eben einen der Batman Bösewichte. Ich hab ja darüber auch mal was geschrieben. Vielleicht sollten wir öfter genau hinschauen, bevor wir jemanden als „nur Nebendarsteller“ abstempeln.